Toralf Staud, Jahrgang 1972, beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit zwei der wohl drängendsten Zukunftsthemen: den Entwicklungen am rechten Rand der Gesellschaft und dem menschengemachten Klimawandel. Der Journalist und Buchautor versteht es, Abstraktes konkret zu machen und praktische Handlungsansätze für die Herausforderungen von heute und morgen aufzuzeigen. Er ist ein vielgefragter Experte, Coach und Kommentator in Hörfunk und Fernsehen. 2021 erhielten er und Nick Reimer den Salus-Medienpreis für ihr Buch »Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird«.
Während der friedlichen Revolution in der DDR engagierte sich Toralf Staud 1989/90 beim Neuen Forum und kam über das neugegründete Lokalblatt Altmark-Zeitung zum Journalismus. Er studierte Journalismus und Philosophie in Leipzig und Edinburgh, arbeitete nebenher für Tageszeitungen, die Nachrichtenagentur AP und den Radiosender MDR info. Nach dem Studium holte ihn die Wochenzeitung Die ZEIT 1998 in ihre Redaktion nach Hamburg. Dort war er der erste Ostdeutsche im Politik-Ressort und sollte den Blick auf die Neuen Länder schärfen. 2002 wechselte er ins Hauptstadtbüro der ZEIT, seit 2005 ist er freier Autor.
Sein aktuelles Buch »Deutschland 2050« (2021) führt erstmals einem breiten Publikum im Detail vor Augen, welche Folgen die menschengemachten Klimaveränderungen hierzulande ganz konkret haben werden. Der Klimawandel ist nicht weit weg, betont Staud, sondern wird das Land und unser Leben tiefgreifend verändern. Wenn die Folgen noch beherrschbar bleiben sollen, wenn wir Sicherheit, Stabilität und Heimat wahren wollen, dann muss beim Klimaschutz dringend und drastisch mehr passieren. Das Buch mache »klar, dass es nicht der Klimaschutz ist, der in den kommenden Jahrzehnten unser Leben auf den Kopf stellt, sondern der Verzicht darauf«, stellt der Deutschlandfunk fest. Welche Möglichkeiten es gäbe, Folgen des Klimawandels in Grenzen zu halten und wie Politik und Wirtschaft stattdessen oft auf Greenwashing setzen, hat er in seinen Büchern »Wir Klimaretter« (2007) sowie »Grün, grün, grün ist alles, was wir kaufen« (2009) beschrieben. Seit 2011 hat er das Portal klimafakten.de mit aufgebaut, das Mythen und Lügen zum Klimawandel widerlegt und eine bessere Wissenschaftskommunikation zum Ziel hat.
Toralf Staud hat in den 2000er Jahren Aufstieg und Niedergang der NPD beobachtet, in seinem vielbeachteten Buch »Moderne Nazis« (2005) analysierte er das Einsickern des Rechtsextremismus in die (ostdeutsche) Gesellschaft und prägte den Begriff der »Faschisierung der Provinz«. Früh wies er auch auf die Gefahren von Rechtsterrorismus, Rechtspopulismus und dem Höhenflug der AfD hin. »Es gibt ein paar Bücher, die man unbedingt gelesen haben sollte. Manche sind wunderschön, andere witzig oder haben die Welt verändert. ›Moderne Nazis‹ ist weder schön noch witzig. Es ist notwendig«, schrieb die WELT.
2012 wurde Toralf Staud mit dem Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus ausgezeichnet, 2016 erhielt er als Teil eines Teams von ZEIT und ZEIT Online den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Datenjournalismus.