Martin
Hartmann
Philosoph / Publizist / Management-Experte
- Gesellschaftsanalyse
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Vertrauen ist als Thema allgegenwärtig. Überall scheint es zu fehlen, die Umfragen sagen es deutlich. Zugleich aber tun unsere Gesellschaft und auch jeder Einzelne viel, um nicht vertrauen zu müssen. Wir wollen die Kontrolle behalten, richten uns im Vertrauten ein und meiden Spontaneität und Unvorhersehbares. Warum fürchten wir uns vor dem Vertrauen, nach dem wir uns zugleich sehnen?
Der Neoliberalismus ist tot, so prophezeiten einige Kommentatoren während der Corona-Krise. Der starke, der dirigierende Staat ist zurück. Doch dieser Eindruck täuscht und folgt einem falschen Verständnis von Neoliberalismus. Neoliberale Politik hat sich immer schon staatlicher Mittel bedient, um ihren Einfluss auszuüben. Auch folgen manche Versprechen der digitalen neuen Arbeitswelt durchaus einem neoliberalen script. Die Totenwache ist also verfrüht, es gilt, die Vielfalt und Flexibilität des Neoliberalismus zu verstehen.
Unser Leben wird zunehmend von Algorithmen bestimmt. Ob auf Partnerbörsen, bei Kreditvergaben oder bei der Wohnungssuche – immer weitere Bereiche unseres Lebens werden von Algorithmen gerahmt. Was macht das mit unserer Entscheidungsfreiheit? Welche Ungleichheiten werden so erzeugt? Und kann es sinnvoll sein, einem Algorithmus zu vertrauen? Wir müssen mehr über diese Fragen nachdenken, deren ethische und psychologische Implikationen noch nicht wirklich verstanden werden.
Unsere Wahrnehmung von Ungleichheit ist quantitativ orientiert. Wir messen Einkommen sowie Vermögen oder den Gini-Koeffizienten. Ungleichheit hat aber auch eine gefühlte Seite und sie wirkt sich auf unsere Fähigkeit aus, uns in andere, abweichende Lagen einzufühlen. So beeinflusst sie, wem wir uns verbunden fühlen und wem nicht. Empathie wird also gesteuert durch ungleiche Lagen, selten wird dieser Sachverhalt aber thematisiert.
Kaum ein Gefühl ist so verteufelt wie der Neid. Niemand will als neidisch gelten, schwer wiegt der Vorwurf, man neide dem anderen sein Einkommen, sein Glück, seine Gesundheit, sein Aussehen… Und trotzdem: Wir sind neidisch, immer wieder, weil wir uns vergleichen und uns in unserer Selbsteinschätzung an anderen orientieren. Wie umgehen mit dem Neid? Gibt es nicht doch einen Neid, der gerechtfertigt ist, etwa, wenn Ungleichheiten exzessiv werden? Müssen wir manchmal nicht geradezu neidisch werden?
Der Mensch ist ein vergleichendes Wesen. Wir vergleichen unser Aussehen, unser Vermögen, unser Glück oder unsere Fähigkeiten und orientieren uns in unserem Selbstverständnis an diesen Vergleichen. Wo stehe ich? Was haben andere, was ich nicht habe? Der intensive Gebrauch von Social Media verstärkt, das zeigt die Forschung, diese Tendenz und kann depressive Persönlichkeitsstrukturen hervorrufen. Wie umgehen mit dem Vergleich und seinen Tücken? Ist die Empfehlung sinnvoll, sich nur auf sich zu konzentrieren?
- SWR2 Lesenswert Vertrauen – Die unsichtbare Macht
- Deutschlandfunk Kultur Was die Gesellschaft zusammenhält
- zentralplus Fleischkonsum: »Wir überwinden ständig unser moralisches Gewissen«
- Der Hauptstadtbrief Es gilt, den Neid zu verteidigen
- Frankfurter Rundschau Neoliberalismus als Lebensform: Wer meint, er hätte ausgedient, spielt ihm in die Karten
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