Lucas
Vogelsang
Reporter / stern-Autor / Podcaster
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Vorträge
Der Reporter muss zu den Menschen, ganz dicht ran. Geht gar nicht anders. Und meist sitzen wir dann in den Wohnzimmern der Leute, auf der Couch, am Esstisch. Und fragen, wollen es ganz genau wissen. Brauchen ihre Geschichten, ihre Wahrheiten, um nicht mit leeren Händen nach Hause zu gehen. Wir sind darauf angewiesen, dass wir Vertrauen aufbauen, meist innerhalb weniger Minuten. Dann sind wir Türöffner, Menschenfänger auch. Aber Gespräche und Erzählungen dürfen keine Einbahnstraße sein, der Reporter nie nur starre Kamera. Er muss sich einbringen, auch etwas von sich preisgeben. Ein Interview muss immer auch ein Handel sein, ein stetiger Austausch von Geschichten. Ich gebe etwas von mir, um etwas von dir zu bekommen. Ich öffne mich selbst, lasse eine gewisse Verletzlichkeit zu. Nur so entstehen echte Gespräche. Nur so ist es möglich, den Menschen kennenzulernen, nicht nur oberflächlich zu bleiben. Interviews sind Experimente, Gespräche sind Abenteuer. Aber man kann lernen, sie unbeschädigt zu verlassen. Mit einem ehrlichen Ergebnis, mit einem für beide Seiten guten Gefühl. Lucas Vogelsang berichtet in seinem Vortrag vom Abenteuer des Gesprächs miteinander.
Im Stadion begegnen sich die Leute, da stehen sie eng beieinander. Am Rande des Platzes kollidieren Emotionen und Biografien. Das kann laut sein und ruppig, haltlos und manchmal auch dumm. Und ist doch immer zügellos ehrlich, manchmal beschämend wahr. Wenn Menschen über Fußball sprechen, dann tragen sie ihr Herz als Wappen auf der Brust, dann sprechen sie mit gelockerter Zunge. Darin liegt eine ungeheure Kraft. Und man muss sich nur daneben stellen oder mitten hinein, in die Ränge und an den Tresen. Dorthin, wo aus kleinen Dingen plötzlich große Gespräche werden. Wer das macht, mit offenen Ohren auf Augenhöhe, der versteht bald auch den Menschen an sich. Die Nöte, die Ängste und Hoffnungen, die tatsächliche Kraft eines Miteinanders, das keine Filter kennt. Und wer von den Rängen auf die Welt schaut – so wie es Lucas Vogelsang in diesem Vortrag tut –, also aus der Menge auf dieses Land, der findet erhellende Antworten auf Fragen, die vorher vielleicht gar nicht gestellt wurden.
Ein muslimischer Spielleiter bei den Passionsspielen. Ein Taxifahrer, der im Stasi-Knast sitzt und später freigekauft wird. Eine Jesidin, die mit den Traditionen ihrer Familie bricht, um Profifußballerin zu werden. Ein Pfarrer, der seinen Glauben gegen alle Widerstände verteidigen muss. Ein schottischer Leutnant, der die Sowjets bespitzelt und für Rudolf Heß übersetzt. Wenn diese Menschen ihre Geschichten erzählen, offenbaren sie Lebenswege, die uns fremd sind, weit weg von der eigenen Wirklichkeit. Extrem auch, ganz wilde Köpfe mitunter. Aber genau darin liegt der Reiz. Weil diese Menschen, allein aus ihrer Biografie heraus, einen nochmal ganz anderen Blick auf die Welt und das Leben haben. Und weil sich in ihren Geschichten, den Gesprächen dazu, tatsächlich neue Ansätze verbergen. Anstöße auch, ein anderes Denken. Wenn wir ihnen über die Schulter schauen, ergibt sich zwangsläufig eine neue Perspektive. Über Grenzen und Begrenzungen hinweg. Lucas Vogelsang illustriert diesen Prozess in seinem Vortrag eindrücklich anhand seiner journalistischen und schriftstellerischen Arbeit.
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