Ijoma
Mangold
Kulturjournalist / Literaturkritiker / Bestsellerautor
- Gegenwartsdiagnostik
- Identitätspolitik
- Bitcoin
Biografie
Vorträge
Gibt es eine sinnvolle Perspektive, etwas zu Bitcoin zu sagen, wenn man kein Kryptografie-Experte und kein Ökonom ist, sondern Gesellschaftsbeobachter? Ja, denn der Bitcoin und mit ihm die Blockchain-Technologie ist eine so umfassende Innovationstechnologie, dass sie alle gesellschaftlichen Bereiche berühren und umwälzen wird. Schon jetzt ist Bitcoin eine pragmatische Utopie, mit der nicht nur erstmals eine dezentrale Geldpolitik möglich ist, sondern Eigenverantwortung wieder zu einem politischen Ideal wird. Im Zeichen von Bitcoin kann man weltweit eine neue Politisierung der Jugend beobachten. Wer das Neue am Wirken sehen möchte, sollte sich auf Bitcoin einlassen, zumindest als aufgeweckter Beobachter. Denn hier werden Dinge passieren, von denen man einmal mit Goethe wird sagen können: »Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.«
Unsere Gesellschaft ist vielfältig und heterogen und darin liegt, wie in aller Differenz, ein enormes Potenzial: So viele Geschichten, die sich zu erzählen lohnen! Die wir so noch nie gehört haben! Wir machen aber leider den Fehler, diesen Reichtum an Differenz durch den Kollektivismus der Identitätspolitik zu ersetzen. Plötzlich ist in den öffentlichen Auseinandersetzungen jeder immer nur Vertreter seiner Identitätsgruppe, und in Diskussionen hat der ein höheres moralisches Ranking, der aus der richtigen Sprecherposition spricht. Wer sich nicht als Vertreter einer Opfergruppe profilieren kann, möge dann lieber mal den Mund halten und seine Privilegien checken. Was längst überwunden schien, kehrt zurück: Menschen werden auf ihre Identitäten eingeschworen, als wären diese ein unentrinnbares Schicksal. Das Maß an Fortschrittlichkeit von Filmen, Vorständen oder Talkshows wird daran gemessen, ob auch alle kulturellen, sexuellen und ethnischen Gruppen angemessen repräsentiert sind. Durchzählen ist zum gesellschaftskritischen Breitensport geworden. Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf die Differenz, auf die Freiheit des Individuums zurückbesinnen.
Der kritische Geist ist in eine Sackgasse geraten. Statt sich verunsichern zu lassen durch überraschende, so noch nie gehörte Positionen, haben wir immer schon ein Schlagwort zur Hand, mit dem der Diskurs abgebrochen werden kann. Statt uns in der gesellschaftlichen Selbstreflexion ins Unbekannte vorzuwagen, haben wir uns in ein steriles Sprachspiel eingeschlossen und für alles, was sich regt und was nicht unseren eigenen Ansichten entspricht, ein abschließendes Schlagwort, ein Schmäh-Etikett zur Hand: »Das ist Body Shaming!«, »Das ist Meinungsdiktatur!«, »Das ist Victim Blaming!«, »Das ist DDR 2.0!« Wenn wir wirklich zu neuen Gedanken und Lösungen kommen wollen, müssen wir lernen, dass uns das Neue erst einmal als etwas Fremdes, Ungewohntes, ja Unheimliches entgegentritt. Als etwas, das uns nicht sofort einleuchtet, aber auf das wir uns mit Neugier einlassen könnten. Nur so können wir uns selbst überraschen!
- ZEIT Die sogenannte Gegenwart Sex and the City: Als Sex noch Spaß gemacht hat
- einundzwanzig Podcast Die totale Weltinnovation
- SWR2 Zeitgenossen »Ich habe Deutschland nie als rassistisches Land empfunden«
- Deutschlandfunk Kultur Neutralitätsgesetz für soziale Medien und hohe Ämter?
- SZ Abweichung am Stammtisch
Ijoma
Mangold
- Sprachen
- Deutsch
- Englisch
- Themen