Prävention von Extremismus und damit Förderung der Demokratie ist ein Thema für alle Ebenen der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – dafür steht Ahmad Mansour, auch mit seinem Namen. Der Diplom-Psychologe ist Geschäftsführer der Mansour-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention, kurz: MIND prevention – und Autor von viel beachteten Sachbüchern wie »Solidarisch sein! Gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass« (2020). Er sagt: »Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Für eine starke Demokratie brauchen wir den Mut, Debatten zu führen und unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Wir brauchen Mündigkeit und weniger Tabus, mehr Aufklärung und weniger Bevormundung.«
Ahmad Mansour, geboren 1976, lebt seit vierzehn Jahren in Deutschland und wäre als junger Palästinenser in Israel beinahe radikaler Islamist geworden. Sein Studium der Psychologie, Soziologie und Philosophie an der Universität in Tel-Aviv half ihm dabei, sich vom Islamismus zu lösen. Nachdem er 2004 in Israel einen Anschlag miterlebt hatte, ging Mansour nach Deutschland, wo er ein Diplom-Studium der klinischen Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin abschloss. Bis Ende 2016 war er Gruppenleiter beim Projekt »Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre« in Berlin. Seit 2017 richtet er sich mit der Initiative MIND prevention sowohl an Flüchtlinge, Menschen mit Migrationsgeschichte und muslimischen Glaubens als auch an Lehrkräfte, Pädagogen, Sozialarbeiter, Psychologen, Sicherheitsbeamte und viele mehr. Bis 2017 war Mansour zudem Programmdirektor bei der European Foundation for Democracy in Brüssel als auch Vorsitzender Sprecher des Muslimischen Forums Deutschland e.V.
Mansour hat mehrere Bücher und Fachartikel zum Thema Extremismusprävention veröffentlicht und zählt zu den wichtigsten Islamismusexperten Deutschlands. Zielsicher beantwortet er in seinem ersten Buch »Generation Allah: Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen« (2015) Fragen, denen Politik, Gesellschaft und Schulen oft hilflos gegenüber stehen: Warum zieht es Jugendliche in den Dschihad? Ist der Islam verantwortlich für den Terror? Und wie können wir uns dem religiösen Extremismus stellen? »Die nötige gesellschaftliche Diskussion um salafistisch verirrte junge Männer und Frauen wird an diesem Buch nicht vorbeikommen«, sagt Deutschlandfunk Kultur. Mansours zweites Buch »Klartext zur Integration – Gegen falsche Toleranz und Panikmache« (2018) nannte der SPIEGEL einen »Leitfaden für einen selbstbewussten Verfassungspatriotismus, erschienen im richtigen Moment.« Mansour schreibt außerdem für deutsche Zeitungen und Magazine wie SPIEGEL, WELT, Die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Im Podcast »Ein Herz und ein Habibi« spricht er gemeinsam mit seiner Frau Beatrice über die Facetten ihrer interkulturellen Ehe.
Mit der Initiative MIND prevention setzt sich Mansour für die Etablierung eines Islamverständnisses ein, das mit Menschenrechten und Demokratie kompatibel ist. Gleichzeitig entwickelt die Initiative Integrationskonzepte, um Werte und Grundsätze dieser Gesellschaft den Menschen, die nach Deutschland einwandern, gewinnend zu vermitteln. Sie möchte einen emotionalen Zugang zwischen Zuwanderern und Mehrheitsgesellschaft herstellen. Vor diesem Hintergrund führt Mansour etwa Schulungen an der Polizeiakademie Berlin zum Thema interkulturelle Kompetenz durch, und er bildet Psychologen, Pädagogen, Sozialarbeiter und Lehrer fort zu Themen wie Radikalisierung, Unterdrückung im Namen der Ehre oder Antisemitismus. Neben seiner Arbeit für MIND prevention ist Mansour Familienberater bei Hayat, einer Beratungsstelle für Deradikalisierung.
Für sein Engagement wurde Ahmad Mansour mit zahlreichen Ehrungen bedacht: 2013 erhielt er den AJC Ramer-Preis für Courage In The Defense Of Democracy, 2014 den Moses-Mendelssohn-Preis. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ehrte Mansour 2015 als ersten Muslim mit der Josef-Neuberger-Medaille für seine Verdienste um die jüdische Gemeinschaft. 2016 erhielt er den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt Oldenburg. Der baden-württembergische Landtag und die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) verliehen Ahmad Mansour 2017 die Joseph-Süß-Oppenheimer-Auszeichnung. 2019 erhielt er den Karl-Carstens-Preis und 2022 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Ahmad Mansour lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Berlin.