Adriana
Altaras
Schauspielerin / Regisseurin / Autorin
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Biografie
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Migration hat es immer gegeben – vom Süden in den Norden, von Ost nach West. Die Menschen brachten neue Speisen mit, exportierten moderne Errungenschaften und teilten ihr Wissen über technische Innovationen. Im kulturellen und wirtschaftlichen Austausch wurde Mehrsprachigkeit zum Gewinn. Heute verlassen nicht Wenige den Ort ihrer Geburt, aber selbst wer bleibt, wird in einer sich stets wandelnden Welt in immer neue, fremde Zusammenhänge geworfen. Von uns allen wird viel Flexibilität abverlangt. Warum fällt es uns so schwer, mit Fremden, mit der Fremde umzugehen und ist Heimat überhaupt an nur einen Ort gebunden? Adriana Altaras ist überzeugt: Es gibt einen Plural von Heimat. Und das ist ein Gewinn.
Erinnerungskultur ist das Wort der Stunde. Wie aber geht Erinnern und was ist, wenn es keinen Spaß macht und Verdrängen viel leichter fällt? Deutsche und Jüd:innen, Jüd:innen und Nichtjüd:innen, Kinder und Kindeskinder des grausamen Krieges sitzen heute im selben Boot – in einem schwer beladenen Boot voller ererbter Traumata, Verdrängungen, voller Wut und Trauer. Der Zweite Weltkrieg ist über ganz Europa hinweggefegt und hat niemanden unberührt zurückgelassen. Doch als Kinder und Enkelkinder sind wir heute nicht Opfer oder Täter:innen. Das ist ein gravierender Unterschied zur Kriegsgeneration und auf paradoxe Weise etwas, das uns vereint. Wie begegnen wir uns neu und schaffen gemeinsam unsere Art zu gedenken und zu erinnern?
Auf das Wort Judentum folgt zwangsläufig der Begriff Antisemitismus – dicht gefolgt von Klezmer und gefillte Fisch. So erlebt es Adriana Altaras häufig. Aber da gibt es mehr, viel, viel mehr, sagt sie. Wie leben Juden heute in Deutschland? Leben sie gerne hier oder haben sie Angst? Sind sie ein Teil der Gesellschaft und welche innerjüdischen Diskussionen gibt es? Wie stehen Juden zu Israel und wie sieht die jüdische Kultur in den 2020er Jahren aus?
Was wird mit einer Gesellschaft passieren, deren öffentliche Begegnungsorte geschlossen werden? Wird sie stumm? Geht sie ein? Die Aufgabe der Kunst ist es, der Gesellschaft regelmäßig den Spiegel vorzuhalten. Was aber passiert, wenn Künstler:innen – als systemirrelevant deklariert – dies nicht mehr können? Was wird aus unseren Kindern? Ohne Musikunterricht, ohne Kindertheater, ohne Zirkus. In der Corona-Krise waren Kulturschaffende gezwungen alles infrage zu stellen und neue Wege zu finden, ihr Publikum anzusprechen – und sich mit Fragen zu beschäftigen, die auch unabhängig von der Corona-Krise relevant sind: Wie holt man Minderheiten ins Theater? Wie führt man Kinder zur Kunst? Wie gestaltet man Kultur barrierefrei? Wenn die Kunst der Spiegel einer jeden Gesellschaft ist, so muss sie sich jetzt erst recht ihren Weg zu den Menschen bahnen. Adriana Altaras schöpft aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Schauspielerin, Regisseurin sowie ihrer Arbeit mit Kindern und benachteiligten Menschen. Sie macht klar, warum Kultur systemrelevant ist.
»Für die Meisten bin ich eine Art Tsunami. Zu viel Energie, zu schnell, zu viel Witz…«, sagt Adriana Altaras. Humor ist die Devise der Künstlerin, die sie leitet – im (Familien-)Alltag und in ihren diversen Berufen; eine Charaktereigenschaft, die sie das Leben verkraften und geniessen lässt. Sie sagt: »Mutter sein würde ja reichen, aber von zwei testosterongeschwängerten Söhnen? Jüdin sein wäre auch genug. Aber warum gerade dann im Epizentrum Deutschland? Opern-Regisseurin ist ein herrlicher Beruf, wenn nur diese hanebüchenen Libretti nicht wären.« Und fragt: »Was, wenn mein Tempo das richtige ist?« Ein temporeicher Vortrag.
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