Nils Minkmar schaut hinter die Fassade: Der Journalist begleitete Peer Steinbrück im Bundestagswahlkampf 2013 und analysierte in »Das geheime Frankreich« (2017) die verborgene Mentalität unserer europäischen Nachbar:innen. In seinen Texten über Politik, Kultur und Medien zeichnet der promovierte Historiker mit scheinbaren Nebensächlichkeiten ein scharfes Bild unserer Gegenwart. Als Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung kürte ihn das medium magazin 2012 zum Kulturjournalisten des Jahres. »Nils Minkmar ist zweifellos einer der brillantesten Feuilletonisten und Kolumnisten deutscher Sprache, wortgewandt und pointiert«, stellt NDR Kultur fest.
In Europa sei er reingefallen wie Obelix in den Zaubertrank, sagt Minkmar. Als Sohn einer Französin und eines Deutschen wird er 1966 in Dudweiler im Saarland geboren. Von der europäischen Idee ist der Kulturoptimist überzeugt: »Europa ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern es ist die zentrale Aufgabe unserer Generation«. Minkmar studierte Neue Geschichte an der Universität des Saarlandes, besuchte Pierre Bourdieus Doktorandenseminar an der École des Hautes Études en Science Sociales in Paris und promovierte 1996 in Saarbrücken. Seine Journalistenkarriere begann er 1997 bei »Willemsens Woche« im ZDF und schrieb später u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Die ZEIT und das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, das er zwischen 2012 und 2014 leitete. 2015 wechselte er zum Kulturressort des SPIEGEL und ist seit 2021 Redakteur im Feuilleton der SZ. Für CIVIS und die SZ analysiert er im Medienpodcast »quoted.« die deutsche Medienlandschaft. In Büchern wie »Mit dem Kopf durch die Welt« (2009) oder auf dem Newsletter »Der siebte Tag« widmet sich Minkmar der Deutung von aktuellem Zeitgeschehen und Alltagsphänomenen. Mit »Montaignes Katze« erschien 2022 sein vielbeachteter erster Roman.
Politiker:innen sind Stars. Umringt von Menschenmassen versuchen sie ihr Publikum zu begeistern, besonders im Wahlkampf. 2013 hat Nils Minkmar Peer Steinbrücks Versuch begleitet, Kanzler zu werden. Entstanden ist dabei »Der Zirkus – Ein Jahr im innersten der Politik«, aus dem Steinbrücks SPD zwar nicht als strahlender Sieger, aber auch nicht als trauriger Clown hervorgeht. Vielmehr beschreibt der Autor das politische System, analysiert wie mit kleinen Gesten Machtansprüche abgetastet werden, hinterfragt Mythen und Medienwahnsinn und erklärt ganz nebenbei wie Demokratie funktioniert. »Minkmar hat eine Langzeitbetrachtung mit literarischen Qualitäten geschrieben, eine kluge Beobachtung bundesrepublikanischer Politik im Zeitalter ihrer Dekonstruktion«, resümiert der Berliner Tagesspiegel.
Für Nils Minkmar ist es erst die Freiheit, die das Leben des Menschen auf Erden lebenswert macht. Eine Einstellung, die er besonders an Frankreich schätzt, dem er 2017 sein Buch »Das geheime Frankreich – Geschichten aus einem freien Land« widmete. Er erkundet »die Gewohnheiten und Besonderheiten, die auch von den Franzosen nicht thematisiert werden, so selbstverständlich sind sie Ihnen.« Was nun so geheim sei an unseren europäischen Nachbar:innen? »Eine Einstellung, sich nicht immer ganz in die Karten schauen zu lassen, sodass man immer noch einen Trick in der Tasche hat«, sagt er. »Minkmar zeigt Frankreichs unzerstörbare Essenz, um nicht zu sagen: Seele«, findet die taz.
Als Saarlandbotschafter setzt sich Nils Minkmar für die Region als Wirtschafts-, Forschungs- und Lebensstandort ein. Er ist Gründungsmitglied der Deutschen Montaigne Gesellschaft und erhielt 2016 den Ben-Witter-Preis. Die Jury nannte ihn einen »klugen, historisch geschulten Beobachter unserer kleinen Welt, der sich seinen freien Blick und sanften Spott bewahrt hat.«
Nils Minkmar wohnt in Wiesbaden.